Das Artensterben schreitet mit einer erschreckenden Geschwindigkeit voran – alle zehn Minuten verschwindet eine weitere Tier- oder Pflanzenart von unserem Planeten. Tatsächlich geht das Artensterben bis zu hundertmal schneller voran als in den letzten zehn Millionen Jahren.
Bereits jetzt sind fast ein Drittel aller Pflanzen- und Tierarten vom Aussterben bedroht, und allein in Deutschland gelten über 7.000 Tierarten als gefährdet. Darüber hinaus warnt der Weltbiodiversitätsrat, dass bis 2030 von den geschätzten acht Millionen Pflanzen-, Tier- und Pilzarten fast eine Million für immer verschwinden könnten.
In diesem Artikel erklären wir die dramatischen Auswirkungen des Artensterbens auf unser tägliches Leben, analysieren die wichtigsten Ursachen und zeigen konkrete Handlungsmöglichkeiten auf, wie wir dieser besorgniserregenden Entwicklung gemeinsam entgegenwirken können.
Die alarmierenden Zahlen: Artensterben in Deutschland und weltweit
Die verheerenden Ausmasse des weltweiten Artensterbens übersteigen bei weitem unsere alltägliche Vorstellungskraft. Der Weltbiodiversitätsrat der Vereinten Nationen identifizierte in seinem Report von 2019 konkret rund eine Million bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Diese Zahl wirkt noch alarmierender, wenn man bedenkt, dass täglich etwa 150 Tier- und Pflanzenarten für immer von unserem Planeten verschwinden.
Aktuelle Statistiken zum Artensterben 2025
Die neueste Aktualisierung der IUCN Roten Liste der bedrohten Arten vom März 2025 zeichnet ein düsteres Bild: Von den 169.420 erfassten Arten sind 47.187 in Bedrohungskategorien eingestuft. Dies stellt einen historischen Höchststand dar. Besonders dramatisch ist die Situation bei Wirbeltieren, deren Populationen laut dem aktuellen WWF Living Planet Report 2024 seit den 1970er-Jahren um 73 Prozent zurückgegangen sind.
Die Süsswasserökosysteme sind dabei am stärksten betroffen. Ihre Bestände sind seit 1970 um erschreckende 85 Prozent gesunken. Landökosysteme verzeichnen einen Verlust von 69 Prozent, während Meeresökosysteme um 56 Prozent dezimiert wurden. Regional betrachtet ist Lateinamerika mit einem Rückgang von 95 Prozent am schwersten betroffen.
Von den 14.898 bewerteten Süsswasserfischarten sind 3.086 Arten vom Aussterben bedroht – das entspricht nahezu einem Viertel aller untersuchten Arten. Auch die Lage der Meereslebewesen ist beunruhigend: Über 1.550 der 17.903 untersuchten Meerestiere und -pflanzen stehen auf der Roten Liste.
Die Zahlen für einzelne Tiergruppen verdeutlichen das Ausmass der Krise:
- Über ein Viertel aller Säugetierarten
- Etwa ein Achtel der Vogelarten
- Über 40 Prozent der Amphibienarten
- Über 30 Prozent der Haie und Rochen
- Etwa 10 Prozent aller Insekten
Besonders bedrohte Arten in Deutschland
In Deutschland ist die Situation ebenfalls besorgniserregend. Laut der aktuellen Roten Liste Deutschlands gelten nur 33 Prozent der Säugetiere als ungefährdet, während sieben Prozent vom Aussterben bedroht sind. Bei den Reptilien ist die Lage noch dramatischer: Nur 7,7 Prozent gelten als ungefährdet, während knapp 70 Prozent als vom Aussterben bedroht, gefährdet oder stark gefährdet eingestuft werden.
Zu den vom Aussterben bedrohten Säugetieren in Deutschland zählen insbesondere die Grosse Hufeisennase (eine Fledermausart), das Graue Langohr, der Feldhamster und der Luchs. Bei den Reptilien stehen die Europäische Sumpfschildkröte, die Östliche Smaragdeidechse, die Würfelnatter und die Aspisviper am Rande des Aussterbens.
Auch viele heimische Vogelarten kämpfen ums Überleben. Als vom Aussterben bedroht gelten beispielsweise der Brachpieper, das Birkhuhn, die Moorente und der Grosse Brachvogel. Besonders dramatisch ist der Rückgang des Kiebitzes, dessen Bestand um mehr als 90 Prozent zurückgegangen ist.
Darüber hinaus ist der Westeuropäische Igel, auch Braunbrustigel genannt, mittlerweile als “potenziell gefährdet” eingestuft – seine Zahlen gehen stark zurück. Eine überraschende Entdeckung betrifft den Gartenschläfer: Neueste Forschungen zeigen, dass sich die Tiere nördlich und südlich des Alpenhauptkamms genetisch unterscheiden – möglicherweise handelt es sich sogar um zwei verschiedene Arten.
Der Vergleich: Natürliches vs. menschengemachtes Artensterben
Obwohl das Aussterben von Arten ein natürlicher Prozess ist, hat der menschliche Einfluss diesen Vorgang drastisch beschleunigt. Durch den Menschen sterben Pflanzen- und Tierarten heute 1.000 Mal schneller aus, als sie auf natürliche Weise entstehen und verschwinden würden. Neuere Erhebungen gehen sogar davon aus, dass die Aussterberate durch menschliche Einflüsse mittlerweile um den Faktor 100-1.000 gegenüber der natürlichen Rate erhöht ist.
Im Gegensatz dazu resultierten die bisherigen Massenaussterben in der Erdgeschichte aus extremen Umweltereignissen, an die sich Pflanzen und Tiere nicht ausreichend schnell anpassen konnten. Das bekannteste Beispiel ist wohl das Aussterben der Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren.
Besonders alarmierend: Wir befinden uns heute im grössten Artensterben seit dem Ende der Dinosaurierzeit. Das Ausmass des heutigen Artensterbens ist mindestens zehn- bis hundertmal höher als im Durchschnitt der letzten zehn Millionen Jahre. Wissenschaftler vermuten daher, dass die Erde am Beginn eines weiteren Massenaussterbens stehen könnte.
Die kommenden fünf Jahre werden als entscheidend angesehen, um den Verlust der Biodiversität zu stoppen. Dieser droht andernfalls irreversible Schäden anzurichten und ökologische Kipppunkte zu überschreiten, die das Leben auf unserem Planeten grundlegend verändern könnten.
Die fünf Hauptgründe für das Artensterben durch Menschen
Hinter dem massiven Artensterben, das wir derzeit erleben, stecken hauptsächlich menschliche Aktivitäten. Im Gegensatz zum natürlichen Aussterben wirken mehrere Faktoren gleichzeitig und verstärken sich gegenseitig. Betrachten wir die fünf Hauptursachen, die direkt auf menschliches Handeln zurückzuführen sind.
Intensive Landnutzung und Flächenverbrauch
Die Ausbreitung der Landwirtschaft und die Zerstörung natürlicher Lebensräume stellen die grösste Bedrohung für die Artenvielfalt dar. Die Folgen sind in Deutschland dramatisch sichtbar: Die Rebhuhnbestände sind seit 1980 um etwa 90 Prozent eingebrochen, Feldhamster gibt es fast gar keine mehr, und die Biomasse der Fluginsekten ist um über 75 Prozent zurückgegangen.
Der flächendeckende Einsatz von Herbiziden vernichtet Wildkräuter mit ihren Blüten und Samen – mit fatalen Folgen für unzählige Insekten, Vögel und kleine Säugetiere. Auch der hohe Düngereinsatz führt zu einer immer monotoneren Agrarlandschaft, da viele Wildkräuter mit der Überdüngung nicht standhalten können.
Besonders alarmierend: Der globale Agrarhandel beschleunigt dieses Problem. Über 90 Prozent der durch Landnutzung verursachten Biodiversitätsverluste in tropischen Regionen sind auf Agrarexporte zurückzuführen. Die Nachfrage aus China (26 Prozent), den USA (16 Prozent) und Europa (8 Prozent) treibt diese Entwicklung massgeblich voran.
Übernutzung natürlicher Ressourcen
Die Übernutzung natürlicher Ressourcen ist ein weiterer entscheidender Faktor. Weltweit werden jährlich etwa 60 Milliarden Tonnen Ressourcen aus der Natur entnommen – rund 50 Prozent mehr als noch vor 30 Jahren. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnte die Entnahme bis 2030 auf 100 Milliarden Tonnen pro Jahr ansteigen.
Dabei verbrauchen Einwohner reicher Industriestaaten jährlich 15 bis 35 Tonnen an Rohstoffen – bis zu zehnmal mehr als Menschen in ärmeren Ländern. Berechnungen des ökologischen Fussabdrucks zeigen, dass die Welt bereits rund 70 Prozent mehr verbraucht, als globale Ökosysteme nachhaltig bereitstellen können.
Die Übernutzung zeigt sich auch in der Überfischung der Weltmeere, im Raubbau an Wäldern sowie durch Überweidung oder Überdüngung von Agrarflächen. Für eine nachhaltige Zukunft müssen wir unseren Ressourcenverbrauch drastisch reduzieren und auf schneller regenerierende Rohstoffe umsteigen.
Klimawandel als Beschleuniger
Der Klimawandel wirkt als mächtiger Beschleuniger des Artensterbens. Rund die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten in den weltweit bedeutendsten Naturregionen werden mittelfristig dem Klimawandel zum Opfer fallen. Selbst wenn das Zwei-Grad-Limit eingehalten wird, würde noch jede vierte Spezies in den Schlüsselregionen verschwinden.
Besonders hart treffen wird es die Miombowälder im südlichen und östlichen Afrika, den Amazonas-Regenwald sowie den Südwesten Australiens. Bei einem globalen Temperaturanstieg von 4,5 Grad hätte dies dramatische Folgen: Aus den Miombowäldern verschwänden bis zu 90 Prozent aller Amphibien, 86 Prozent aller Vogel- sowie 80 Prozent aller Säugetierarten.
Da sich das Klima derzeit so schnell verändert, können sich viele Pflanzen- und Tierarten nicht rasch genug anpassen. Arten im Hochgebirge oder weiter im Norden sind aufgrund der begrenzten Möglichkeiten auszuweichen besonders gefährdet.
Umweltverschmutzung und Plastikmüll
Umweltverschmutzung hat viele Facetten: Ölkatastrophen, Pestizide, Nitrateintrag aus der Landwirtschaft und Schadstoffe aus dem Bergbau verschmutzen Lebensräume. Ein besonders beträchtlicher Faktor ist Plastik – allein in unseren Ozeanen schwimmen in jedem Quadratkilometer hunderttausende Teile Plastikmüll.
Die Folgen sind für Seevögel, Meeresschildkröten und Meeressäuger besonders dramatisch. Untersuchungen an der deutschen Nordseeküste zeigen, dass zwischen 88 Prozent und 97 Prozent der Mägen von tot aufgefundenen Eissturmvögeln Kunststoffmüll enthalten.
Wenn Plastik zu Mikroplastik wird, gelangt es über Trinkwasser in unsere Nahrung und sogar durch die Luft in unseren Körper. Für Tierarten, die ohnehin durch Klimawandel, Überfischung und andere Faktoren belastet sind, kann die Plastikkrise zum “Zünglein an der Waage” werden.
Invasive Arten und ihre Ausbreitung
Gebietsfremde Arten können einheimische Arten verdrängen und zu ökonomischen Verlusten führen. Aktuell sind weltweit mehr als 37.000 gebietsfremde Arten bekannt – mehr als 3.500 davon gelten als invasiv.
Nach der Zerstörung natürlicher Lebensräume durch Landwirtschaft und Urbanisierung sind invasive Arten die zweitgrösste Ursache für den Verlust der biologischen Vielfalt. Laut UNESCO haben nur rund 30 invasive Arten zum Aussterben von etwa 738 Tierarten weltweit beigetragen.
Besonders auf Inseln, die einen grossen Anteil der weltweiten Artenvielfalt beherbergen, lassen sich 86 Prozent des Artenrückgangs auf das Auftreten gebietsfremder Arten zurückführen. Mit fortschreitender Klimakrise ist zudem mit einer verstärkten Ausbreitung und Etablierung von invasiven Arten zu rechnen.
Die wirtschaftlichen Kosten, die durch biologische Invasionen verursacht werden, haben sich seit 1970 in jedem Jahrzehnt mindestens vervierfacht. Prävention ist daher die beste Strategie – durch strenge Einfuhrkontrollen und länderübergreifendes Transportwegemanagement.
Warum uns das Artensterben im Alltag direkt betrifft
Wenn wir über das Artensterben sprechen, geht es nicht nur um den Verlust abstrakter Naturschönheit – wir sprechen von einer direkten Bedrohung unserer täglichen Lebensgrundlagen. Was viele nicht wissen: Der Schwund der Biodiversität wirkt sich unmittelbar auf Nahrung, Gesundheit und sogar unser Trinkwasser aus.
Gefährdung unserer Nahrungsmittelversorgung
Die Art und Weise, wie wir weltweit Lebensmittel anbauen, gefährdet aktuell 24.000 der 28.000 Tier- und Pflanzenarten, die vom Aussterben bedroht sind. Unser Ernährungssystem steht dabei im Zentrum von vier sich verschärfenden globalen Krisen: Klimawandel, Artensterben, Hunger und Fettleibigkeit.
Besonders besorgniserregend ist der Rückgang bestäubender Insekten. Über 80 Prozent der in der EU angebauten Nutzpflanzen werden von Insekten bestäubt. Diese tierbestäubten Kulturpflanzen wie Obst- und Nusspflanzen liefern essenzielle Mikronährstoffe für eine gesunde Ernährung. Der dramatische Rückgang der Bestäuber hat daher direkte Auswirkungen auf die Qualität und Quantität unserer Nahrung.
Die Weltbevölkerung hat sich in den letzten 50 Jahren auf 7,8 Milliarden Menschen verdoppelt und wird bis 2050 auf fast 10 Milliarden anwachsen. Gleichzeitig geht heute immer noch einer von zehn Menschen jede Nacht hungrig ins Bett. Die Ausweitung der Agrarflächen erhöht zudem das Risiko von Zoonosen – also wenn Krankheiten von Tieren auf Menschen übergehen.
Auswirkungen auf Trinkwasserqualität und -verfügbarkeit
Eine funktionierende Biodiversität ist wesentlich für die Verfügbarkeit von sauberem Trinkwasser. In Deutschland weisen allerdings etwa 90 Prozent aller Gewässer Degradationserscheinungen auf, meist verbunden mit einem deutlichen Verlust der charakteristischen Arten. Diese Verschlechterung wirkt sich direkt auf die Wasserqualität aus.
Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen tragen an unterschiedlichen Stellen zur Selbstreinigung der Gewässer bei. Ein anschauliches Beispiel sind Muscheln in Flüssen: Sie filtern beachtliche Mengen einzelliger Algen aus dem Wasser und wirken so der Eutrophierung entgegen. Fehlen diese natürlichen Filtrierer, verschlechtert sich die Wasserqualität dramatisch.
Besonders alarmierend: Je mehr wir in natürliche Lebensräume eingreifen, desto wahrscheinlicher ist es, dass einst isolierte Viren von Tieren auf Menschen überspringen und möglicherweise neue Pandemien auslösen. Die Biodiversität wirkt hingegen wie eine Versicherung gegen Krankheiten. In zahlreichen Experimenten wurde nachgewiesen, dass sich Krankheiten in artenreichen Ökosystemen weniger stark ausbreiten als in artenarmen.
Verlust medizinischer Wirkstoffe aus der Natur
Die Natur ist eine medizinische Schatzkiste, die wir durch das Artensterben zunehmend verlieren. Mit jeder aussterbenden Art gehen potenzielle lebensrettende Medikamente verloren, warnt das UN-Umweltprogramm. Das Geheimnis für neue Antibiotika, Krebsmedikamente oder Schmerzmittel könnte in der Tierwelt zu finden sein.
Zahlreiche konkrete Beispiele belegen diesen Verlust:
- Ein Giftfrosch produziert eine Substanz, die die Kontraktion des Herzmuskels stärkt
- Eine Kröte sondert ein Gewebehormon ab, das Bluthochdruck lindern könnte
- Ein Saft des Ginkgobaums kann im Nervensystem Gedächtnisverlust vermindern
- Bestimmte Schnecken produzieren Substanzen, die das Absterben von Gehirnzellen bei mangelndem Blutzufluss verhindern können
- Pfeilschwanzkrebse erzeugen kleine Eiweisse, die die Verbreitung von Leukämie-, Brust- und Prostata-Krebszellen stoppen können
Ein warnendes Beispiel sind die Magenbrüterfrösche, die in den 1980er Jahren in Australien entdeckt wurden. Sie nährten die Hoffnung auf ein neues Medikament gegen Magengeschwüre. Doch bevor die Forschung abgeschlossen werden konnte, starben die beiden Arten aus – und mit ihnen verschwanden ihre medizinischen Geheimnisse für immer.
Darüber hinaus ist Deutschland in Europa die Nummer eins unter den Nutzern und Händlern von Heilpflanzen und weltweit sowohl beim Import als auch beim Export unter den Top 5. Die steigende Nachfrage nach natürlichen Heilmitteln führt jedoch zu nicht nachhaltigen Sammelmethoden, die viele Pflanzenarten zusätzlich gefährden.
Die Konsequenzen des Artensterbens treffen uns also nicht irgendwann in ferner Zukunft – sie sind bereits heute in unserem Alltag spürbar. Vom Frühstückstisch über das Trinkwasser bis hin zu lebenswichtigen Medikamenten: Der Verlust der Artenvielfalt bedroht unsere grundlegendsten Lebensbedürfnisse.
Die versteckten wirtschaftlichen Kosten des Artensterbens
Die wirtschaftlichen Folgen des Artensterbens bleiben oft unsichtbar, sind jedoch erschreckend real. Geld mag nicht der wichtigste Grund sein, die Biodiversität zu schützen, aber die finanziellen Kosten des Verlusts können selbst Wirtschaftsexperten überraschen.
Verlust von Ökosystemleistungen in Euro
Die Natur arbeitet täglich für uns – kostenlos und oft unbemerkt. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen schätzt, dass rund 40 Prozent der Weltwirtschaft auf Naturprodukten und biologischen Prozessen basieren. In konkreten Zahlen ausgedrückt: Über Ökosystemleistungen wie Bestäubung, Klimaregulierung oder fruchtbare Böden erbringt die Biodiversität weltweit jährlich einen Wert zwischen 170 und 190 Billionen US-Dollar.
Durch den zunehmenden Verlust der Artenvielfalt schrumpft dieser wirtschaftliche Beitrag jedes Jahr um 6 bis 30 Billionen US-Dollar. Zwischen 1997 und 2011 verlor die Welt geschätzt 4 bis 20 Billionen US-Dollar pro Jahr durch Landbedeckungsänderungen und weitere 6 bis 11 Billionen US-Dollar jährlich durch Landverschlechterung.
Besonders aufschlussreich ist die Betrachtung einzelner Ökosystemleistungen:
- Tourismus: Allein in der Schweiz generieren wertvolle Natur- und Kulturlandschaften jährlich 19,3 Milliarden Franken im Tourismus
- Bestäubung: In der Schweiz beläuft sich der Wert der Bestäubungsleistung auf etwa 350 Millionen Franken pro Jahr
- CO2-Speicherung: Gesunde Ökosysteme reduzieren volkswirtschaftliche Schäden von geschätzten 193 Franken pro Tonne CO2 erheblich
Laut dem World Economic Forum hängen mehr als die Hälfte des globalen Bruttoinlandsprodukts – etwa 44 Billionen US-Dollar – mittelbar oder unmittelbar von der Natur ab. Darüber hinaus führt das World Economic Forum jährlich eine Umfrage zu den grössten globalen Risiken durch, wobei im Jahr 2020 erstmals Umweltbedenken dominierten.
Während sich die wirtschaftlichen Chancen durch biologische Lebensmittel und Getränke bis 2022 auf 327 Milliarden US-Dollar belaufen könnten, überwiegen dennoch die Verluste durch das Artensterben. Infolgedessen rechnet die OECD den Verlust der biologischen Vielfalt zu den grössten globalen Risiken für die Gesellschaft.
Steigende Lebensmittelpreise durch Bestäuberinsektensterben
Der Verlust von Bestäuberinsekten wirkt sich unmittelbar auf unsere Geldbörse aus. Nach wissenschaftlichen Berechnungen liegt der wirtschaftliche Wert der Bestäubungsarbeit bei durchschnittlich 3,8 Milliarden Euro pro Jahr allein in Deutschland. Weltweit beläuft sich dieser Wert sogar auf etwa eine Billion US-Dollar, was ungefähr einem Prozent der weltweiten Wirtschaftskraft entspricht.
Bei Äpfeln und Kirschen sind im Durchschnitt rund zwei Drittel des Ertrags der Bestäubung durch Tiere zu verdanken, beim Kürbis sogar 95 Prozent. Tatsächlich profitieren fast drei Viertel aller Pflanzen von der Bestäubung durch Tiere, darunter fast sämtliche Obst- und Gemüsesorten sowie Gewürze.
Bemerkenswerterweise haben die Produzentenpreise für bestäubungsabhängige Anbaufrüchte stärker zugenommen als die Preise für nicht bestäubungsabhängige Pflanzen. Von 1993 bis 2009 ist der wirtschaftliche Wert der ökologischen Dienstleistung durch Bestäubung von rund 200 Milliarden US-Dollar pro Jahr auf etwa 350 Milliarden US-Dollar jährlich gestiegen.
Wissenschaftler werten diesen überdurchschnittlichen Preisanstieg als Warnsignal für mögliche Konflikte zwischen der Dienstleistung der Insektenbestäubung und anderen Landnutzungen. Im Extremfall könnten die Verbraucherpreise für einige Lebensmittel um bis zu 150 Prozent ansteigen. Besonders begehre Produkte wie Kaffee wären von diesen Preissteigerungen betroffen.
Die wirtschaftlichen Kosten des Artensterbens betreffen jedoch nicht nur die Landwirtschaft. Sobald eine Ökosystemleistung von der Natur nicht mehr erbracht werden kann, muss diese vom Menschen übernommen werden – mit erheblichen direkten Kosten. Ein anschauliches Beispiel: Die Kosten für die Handbestäubung, die in manchen Regionen bereits praktiziert wird, wo Bestäuberinsekten verschwunden sind.
Die Strategie, natürliche Dienstleistungen monetär zu bewerten, folgt einem einfachen Grundgedanken: Erst wenn wir den wirtschaftlichen Wert der Natur kennen, können wir fundierte Entscheidungen über deren Schutz treffen. Die ökonomischen Zahlen zum Artensterben sollten daher als wichtiges Argument im Kampf gegen den Biodiversitätsverlust verstanden werden – auch wenn sie die ethischen und ökologischen Gründe für den Artenschutz niemals ersetzen können.
Artensterben und Klimawandel: Ein gefährlicher Teufelskreis
Klimawandel und Artensterben bilden einen verhängnisvollen Kreislauf, der sich selbst verstärkt. Diese beiden Krisen werden in Wissenschaft und Gesellschaft oft getrennt betrachtet, obwohl sie sich gegenseitig bedingen und beschleunigen. Ein tieferes Verständnis dieser Wechselwirkung ist entscheidend für wirksame Gegenmassnahmen.
Wie der Klimawandel das Artensterben beschleunigt
Der Klimawandel rangiert mittlerweile auf Platz drei der Haupttreiber des weltweiten Artensterbens. Schon heute wirkt er sich negativ auf knapp die Hälfte aller gefährdeten Säugetiere an Land aus, zumindest in einem Teil ihres Verbreitungsgebiets. Bei Vögeln ist fast ein Viertel betroffen.
Besonders alarmierend: Sollte die Erderwärmung so fortschreiten wie bisher, würde bis 2080 jede zweite Tier- und Pflanzenart in den weltweit bedeutendsten Naturregionen verschwinden. Selbst wenn das Zwei-Grad-Limit eingehalten wird, würde noch jede vierte Art in diesen Schlüsselregionen aussterben.
Drastische Beispiele zeigen das Ausmass der drohenden Verluste:
- In den Miombowäldern Afrikas könnten bis zu 90 Prozent aller Amphibien, 86 Prozent aller Vogel- sowie 80 Prozent aller Säugetierarten verschwinden
- Im Amazonas-Regenwald rechnen Forscher mit einem Rückgang der Pflanzenvielfalt um 69 Prozent
- In Südwestaustralien stünden 89 Prozent aller Amphibien vor dem regionalen Aussterben
Allerdings können sich viele Arten nicht schnell genug an die Veränderungen anpassen. Während Meeresbewohner durchschnittlich 72 Kilometer pro Jahrzehnt in Richtung der Pole wandern, schaffen Landbewohner nur etwa 17 Kilometer – oft blockiert durch Berge, Flüsse, Siedlungen und Strassen.
Wie das Artensterben den Klimawandel verstärkt
Einerseits befeuert der Klimawandel das Artensterben, andererseits verstärkt der Verlust der Biodiversität wiederum die Klimakrise. Intakte Ökosysteme sind für rund 30 Prozent der CO2-Bindung verantwortlich. Diesen natürlichen Klimaschutz gefährden wir, wenn wir den Artenschwund nicht stoppen.
Besonders deutlich wird dieser Zusammenhang am Beispiel des Amazonas-Regenwalds. Er gilt als eines der grossen Kippelement-Systeme der Erde und beherbergt aussergewöhnlichen Artenreichtum. Besorgniserregend: Durch Rodung und Brände gibt er inzwischen mehr CO2 ab als er bindet.
Durch den Verlust an Biomasse entstehen zusätzlich Treibhausgase. Der Emissionsanteil aus Landnutzung und Landwirtschaft beträgt weltweit 25 bis 30 Prozent. Folglich müssen Arten- und Klimaschutz gemeinsam gedacht werden: “Artenschutz ist gleich Klimaschutz. Klimaschutz ist gleich Artenschutz”.
Kipppunkte in Ökosystemen
Wissenschaftler verwenden den Begriff “Kipppunkte” für Schwellenwerte in Ökosystemen, ab denen die Folgen nahezu unumkehrbar sind und Kettenreaktionen auslösen. Bei der Artenvielfalt besteht die Herausforderung darin, dass wir oft nicht genau wissen, wo diese kritischen Grenzen liegen.
Bedeutende Kipppunkte, die sowohl das Klima als auch die Artenvielfalt gefährden, sind:
- Korallenriffe: Bei einer globalen Erwärmung von 1,5 Grad drohen massive Bleichschäden; jenseits von zwei Grad werden fast alle Korallenriffe verschwinden
- Amazonas-Regenwald: Die Kombination aus Rodung und Klimaerwärmung verringert die Verdunstung und damit die wichtigste Regenquelle der Region
- Nordische Nadelwälder: Sie ziehen sich im Süden zurück, wo Waldbrände und Borkenkäferbefall das Sterben beschleunigen
Beunruhigend ist zudem, dass selbst kleinste Umweltveränderungen bereits grosse Folgen haben können, noch bevor offensichtliche Kipppunkte erreicht werden. Ein anschauliches Beispiel liefert der Harz: In den Fichten-Monokulturen hatte der Borkenkäfer leichtes Spiel, und die befallenen Bäume konnten der Dürre der vergangenen Sommer kaum standhalten.
Zum Durchbrechen dieses gefährlichen Teufelskreises fordert die Wissenschaft, mindestens 30 Prozent der Land-, Süsswasser- und Ozeanflächen unter Schutz zu stellen und zu renaturieren. Dadurch könnten die grössten Biodiversitätsverluste vermieden und gleichzeitig ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden.
Die psychologischen Folgen des Artensterbens für den Menschen
Das Verschwinden unserer Tier- und Pflanzenwelt hinterlässt nicht nur in der Natur, sondern auch in unserer Psyche tiefe Spuren. Die Wissenschaft erkennt zunehmend, dass die Krise der Artenvielfalt direkte Auswirkungen auf unsere mentale Gesundheit hat – ein Aspekt, der in der öffentlichen Diskussion bisher wenig Beachtung findet.
Öko-Angst verstehen und bewältigen
Der Begriff “Öko-Angst” oder “Klimaangst” beschreibt ein wachsendes Phänomen: die chronische Angst vor dem ökologischen Untergang und den Auswirkungen des Artensterbens. Diese Angst äussert sich durch konkrete Symptome:
- Hoffnungslosigkeit, Traurigkeit und Schuldgefühle
- Sorgen, Angst und teilweise Panik
- Schlafmangel und Konzentrationsprobleme
Bei einer weltweit durchgeführten Studie unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 15 bis 25 Jahren gaben 45 Prozent an, dass die Sorge um die Klimakrise ihr tägliches Leben negativ beeinflusst. Besonders alarmierend: 55 Prozent der Befragten fühlen sich aufgrund des Klimawandels machtlos.
Tatsächlich entwickelt sich die Klima-Angst zu einem Massenphänomen. Entsprechend einer Umfrage haben mehr als zwei Drittel der 14- bis 24-Jährigen in Deutschland grosse Angst vor dem Klimawandel und dem damit verbundenen Artensterben.
Der Verlust von Naturerfahrungen für Kinder
Kinder, die ohne Naturkontakt aufwachsen, verlieren nicht nur wichtige Erlebnisse, sondern tragen langfristige psychologische Konsequenzen davon. Studien belegen, dass Naturerfahrungen aus der Kindheit Menschen nachhaltig prägen und zentral für die Beziehung zur Natur im Erwachsenenalter sind.
Besonders besorgniserregend sind die Ergebnisse einer Studie der dänischen Aarhus Universität: Kinder mit wenig Grün um ihren Wohnort haben als Erwachsene ein 55 Prozent höheres Risiko für psychische Erkrankungen. Darüber hinaus entwickeln Schulkinder ein Gefühl der “Klima-Hilflosigkeit”, wenn sie täglich von bedrohten Tierarten hören, aber keine Handlungsmöglichkeiten erkennen.
Wie Artenvielfalt unser Wohlbefinden steigert
Eine vielfältige Natur wirkt nachweislich positiv auf unsere Psyche. In einer europaweiten Studie mit mehr als 26.000 Befragten wurde festgestellt, dass die Lebenszufriedenheit der Menschen auch mit der Artenvielfalt zusammenhängt. Überraschenderweise waren Menschen in Regionen mit einer hohen Vielfalt an Vogelarten zufriedener – dieser positive Effekt war ähnlich stark wie der des Einkommens.
Eine weitere Untersuchung mit 300 Gärtnern in Zürich ergab: Mit steigender Pflanzen-Biodiversität im Garten steigt der Erholungswert für die Menschen. Ausserdem zeigte eine Befragung von 2.000 Studierenden, dass 85 Prozent sich wegen des Klimawandels und Artensterbens “unwohl” fühlen, 65 Prozent sogar “sehr unwohl”.
Der Weltbiodiversitätsrat betont in seinem Zustandsbericht die Bedeutung einer vielfältigen Natur für unser Wohlbefinden und unsere psychische Gesundheit. Tatsächlich wirkt Biodiversität wie eine Versicherung gegen Stress und Belastungen – in vielen Experimenten wurde nachgewiesen, dass sich Krankheiten in biodiversen Ökosystemen weniger stark ausbreiten.
Die Natur macht uns glücklich und bringt uns Frieden und Energie. Allerdings beraubt uns das Artensterben genau dieser wertvollen Quelle für unser psychisches Wohlbefinden. Dadurch entsteht ein doppelter Verlust: Die Natur verschwindet, und mit ihr schwindet auch eine wichtige Ressource für unsere mentale Gesundheit.
Was jeder Einzelne gegen das Artensterben tun kann
Angesichts der erschreckenden Fakten zum Artensterben fragen sich viele Menschen, ob sie als Einzelpersonen überhaupt etwas bewirken können. Tatsächlich hat jeder von uns die Möglichkeit, durch alltägliche Entscheidungen zum Artenschutz beizutragen.
Nachhaltige Ernährung als Schlüssel
Die Art, wie wir uns ernähren, hat erheblichen Einfluss auf die Artenvielfalt. Etwa 75% der weltweiten Landwirtschaftsflächen werden für die Herstellung tierischer Lebensmittel bewirtschaftet, obwohl diese nur 18% unseres globalen Kalorienverbrauchs decken. Besonders besorgniserregend: Durch unsere Ernährungsgewohnheiten sind derzeit 24.000 der 28.000 vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten gefährdet.
Schon kleine Änderungen können Grosses bewirken: Würden wir nur einmal wöchentlich auf Fleisch verzichten, könnten wir etwa 600.000 Hektar weniger Anbaufläche benötigen und rund neun Millionen Tonnen Treibhausgase einsparen.
Naturnahe Gärten und Balkone gestalten
Selbst kleinste Grünflächen können wertvollen Lebensraum für bedrohte Arten bieten. Bei der Pflanzenwahl gilt: Je einheimischer und vielfältiger, desto besser. Einheimische Wildpflanzen bieten – im Gegensatz zu Zierpflanzen – den hier vorkommenden Tierarten ihren gewohnten Lebensraum.
Darüber hinaus ist es wichtig, Bienen und anderen Insekten vom Frühling bis in den Herbst Nahrung anzubieten. Bereits eine kleine naturnahe Ecke im Garten oder ein Beet mit heimischen Blumen auf dem Balkon unterstützt die Artenvielfalt massgeblich.
Bewusster Konsum und Plastikvermeidung
Plastikmüll gefährdet unzählige Arten – insbesondere in den Ozeanen. In jedem Quadratkilometer Meer schwimmen hunderttausende Teile Plastikmüll. Dennoch kann jeder Einzelne seinen Plastikverbrauch leicht reduzieren:
- Eigene Mehrwegbeutel und -netze zum Einkaufen mitbringen
- Auf unverpackte Lebensmittel oder Produkte in Mehrwegverpackungen achten
- Kosmetika ohne Mikroplastik wählen (versteckt hinter Namen wie Polyethylen)
- Konsequente Mülltrennung praktizieren
Unterstützung lokaler Naturschutzinitiativen
Indigene und lokale Gemeinschaften bewirtschaften weltweit fast ein Viertel allen Landes und kümmern sich damit um 80% der Artenvielfalt auf der Erde. Studien zeigen, dass sie beim Naturschutz Ergebnisse erzielen, die mit staatlich verwalteten Gebieten vergleichbar sind – trotz deutlich geringerer Budgets.
Wir können lokale Naturschutzinitiativen durch aktive Teilnahme oder finanzielle Unterstützung fördern. Ob Müllsammelaktionen an Stränden, in Parks oder an Flussufern – jedes aufgesammelte Plastikteil schützt Tiere vor dem Ersticken oder Verhungern. Ausserdem können wir uns für mehr biologische Landwirtschaft einsetzen, die nachweislich 30% mehr Arten und insgesamt 50% mehr Individuen beherbergt als konventionell bewirtschaftete Flächen.
Jede dieser Massnahmen mag für sich genommen klein erscheinen, zusammen können wir jedoch Grosses bewirken. Der Artenschutz beginnt mit unseren täglichen Entscheidungen.
Erfolgsgeschichten: Wo der Artenschutz bereits wirkt
Inmitten der bedrohlichen Nachrichtenlage über das artensterben gibt es dennoch ermutigende Erfolgsgeschichten. Diese Beispiele zeigen, dass gezielte Schutzmassnahmen tatsächlich wirken können, wenn sie konsequent umgesetzt werden.
Rückkehr des Seeadlers in Deutschland
Der Seeadler stand in Europa nach katastrophalen Bestandseinbrüchen fast vor dem Aussterben. Nach dem Verbot von DDT in den 1970er-Jahren und intensiven Schutzmassnahmen erholte sich die Population jedoch bemerkenswert. Mittlerweile leben in Deutschland wieder mehr als 1.000 Brutpaare, ein unbestreitbarer Erfolg für den Artenschutz. Besonders in Nordostdeutschland, wie in der Oberlausitz, ist mit 27 Brutpaaren bereits eine natürliche Obergrenze erreicht. Nach 200 Jahren Abwesenheit brütet der majestätische Greifvogel seit 2018 sogar wieder in Nordrhein-Westfalen.
Wiederansiedlung des Luchses im Harz
Ein weiteres Paradebeispiel gegen das fortschreitende artensterben durch menschen ist die Rückkehr des Luchses. Zwischen 2000 und 2006 wurden im Nationalpark Harz insgesamt 24 Luchse (9 Männchen und 15 Weibchen) ausgewildert. Aus diesen Gründertieren ist inzwischen eine vitale Population von etwa 110 Tieren entstanden, die mehr als die Hälfte des gesamtdeutschen Luchsbestandes ausmacht. Bereits im Sommer 2002 wurden die ersten wildgeborenen Jungtiere nachgewiesen. Dieses Projekt gilt als die erste erfolgreiche Auswilderung der Pinselohren in Deutschland.
Lokale Initiativen mit grosser Wirkung
Trotz des weltweit voranschreitenden artensterbens zeigen lokale Initiativen beachtliche Erfolge. Der BUND konnte beispielsweise durch jährliche Mahd einer brachliegenden Nasswiese bei Lübeck eine ehemals artenreiche Orchideenwiese wiederbeleben. Statt weniger als zwanzig Exemplaren des Breitblättrigen Knabenkrauts blühen dort heute wieder ein- bis dreitausend dieser Pflanzen. Darüber hinaus wurden in den March-Thaya-Auen 100.000 Quadratmeter neue Lebensräume für stark gefährdete Amphibien geschaffen.
Im Kampf gegen das artensterben klimawandel-bedingte Auswirkungen zeigen auch Zoos eine erstaunliche Wirkung: Allein 2022 wurden über 550 Wirbeltiere aus 18 Arten ausgewildert, darunter Wisente, Wildkatzen und verschiedene Vogelarten.
Fazit
Das Artensterben schreitet mit alarmierender Geschwindigkeit voran und betrifft uns alle direkt – von unserer Ernährung über die Wirtschaft bis hin zu unserer psychischen Gesundheit. Allerdings zeigen erfolgreiche Artenschutzprojekte wie die Rückkehr des Seeadlers oder die Wiederansiedlung des Luchses im Harz, dass gezielte Schutzmassnahmen tatsächlich wirken können.
Dennoch müssen wir schnell und entschlossen handeln. Die kommenden fünf Jahre werden entscheidend sein, um den dramatischen Verlust der Biodiversität zu stoppen. Schliesslich steht nicht weniger auf dem Spiel als unsere eigene Zukunft – denn funktionierende Ökosysteme bilden die Grundlage für sauberes Wasser, gesunde Nahrung und ein stabiles Klima.
Die gute Nachricht: Jeder einzelne von uns kann durch bewusste Entscheidungen im Alltag zum Artenschutz beitragen. Naturnahe Gärten anlegen, nachhaltige Ernährung wählen oder lokale Naturschutzinitiativen unterstützen – viele kleine Schritte ergeben zusammen eine grosse Wirkung.
Das Artensterben mag eine gewaltige Herausforderung sein, doch gemeinsam können wir diese Krise bewältigen. Die Zeit zum Handeln ist jetzt.